Ziel des Reallabors in Bad Essen ist die zukunftsfähige Gestaltung des Ortskerns mit Schwerpunkt auf dem Geschäftsbesatz. In einem kleinen Team mit Vertreter*innen der Gemeinde Bad Essen, des Gewerbevereins und des Landkreises Osnabrück werden mögliche Transformationsprozesse frühzeitig identifiziert – als Grundlage für Maßnahmen bzw. Interventionen (von Gesprächen bis zum Ankauf von Immobilien) zur Steuerung dieses Prozesses.
Leitfragen: Welche Geschäfte sind in 3 bis 5 Jahren noch vorhanden? Wie sehen die Perspektiven der Geschäfte und Dienstleister aus? Stehen absehbare Schließungen an? Was planen die Eigentümer? An welchen Standorten ist (neuer) Einzelhandel auf lange Sicht tragfähig? Wo sollte gezielt akquiriert werden – wo sind eher neue Nutzungen ins Auge zu fassen? Ziel ist es, konkrete Lösungen für einzelne Immobilien und Standorte zu finden, die gleichzeitig eingebunden sind in eine Gesamtstrategie im Sinne eines Masterplans Ortskern.
Wir verwenden den Begriff „Reallabor“ für den co-kreativen, transdisziplinären und partizipativen Austausch zwischen angewandter Forschung, Kommunalberatung und Praxis der Gemeindeentwicklung. Im Sinne eines Feldexperiments setzen wir uns mit realen Orten, Immobilien und Unternehmen auseinander. Ausgehend von der Situation vor Ort erarbeiten wir unter realen Laborbedingungen und vorliegenden Erklärungsversuchen aus Literatur, Expertisen, Best Practices etc. lokal angepasste, machbare und nachhaltige Lösungen – inklusive der relevanten Interventionen und Stellschrauben für eine Realisierung.
Wie gehen wir vor? Erster Schritt ist eine Bestandsanalyse plus Alters-Leerstands-Karte. Die „in einzelnen Köpfen“ vorliegenden Informationen zu Flächen, Gewerbetreibenden und Eigentümern, absehbaren Leerständen und Potenzialflächen werden zusammengetragen und visualisiert. Mit diesem Blick für das Ganze werden Schlüssel-Grundstücke identifiziert. Mit deren Eigentümer*innen werden Gespräche geführt, um so zum Kern des Reallabors vorzustoßen: Unter welchen Bedingungen ist ein Eigentümer bereit, für neue Nutzungen die Miete zu reduzieren, die Geschäftsflächen umzubauen oder ggf. seine Immobilie zu verkaufen etc.? Damit verbunden ist dann die Frage an die Politik, ob die Gemeinde eine Immobilie ankaufen würde.
Anschließend wird über potenzielle Folgenutzungen für (absehbar) leerstehende Geschäftsflächen nachgedacht – in erster Linie wieder Einzelhandel oder Dienstleistungen, doch aufgrund der abnehmenden Leitfunktion des Handels auch neue Nutzungen wie Freizeit und Kultur, Handwerk und kleinere Produktionsbetriebe, Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wie z.B. Kitas oder auch Coworking.
Kennzeichen eines Reallabors ist die Ergebnisoffenheit, da die Ergebnisse von weiteren Einflussfaktoren abhängen: zukünftige Trends im Handel, Kooperations- und Handlungsbereitschaft der Gewerbetreibenden und Eigentümer, Entscheidungen der Politik, verfügbare Haushaltsmittel etc. Der Prozess bleibt somit spannend!